KI: Dein Feind und Helfer
Wie Künstliche Intelligenz den kreativen Prozess revolutioniert (und warum das nicht nur gut ist)
Im Jahr 2024 stehen wir an einem Wendepunkt. Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftstraum mehr, sondern ein fester Bestandteil unseres Alltags – und auch der Kunst. In unserem neuen Comic-Sachbuch Hilfe, ich bin ein Mensch! haben wir das Potenzial der KI ausgereizt und dabei selbst eine Menge gelernt. Oder wie es Kevin Kelly treffend formulierte: „Protopia ist kein perfekter Zustand, sondern ein besserer – eine kontinuierliche Verbesserung.“ Doch mit der Verbesserung kommen auch neue Herausforderungen. Willkommen in der Welt der KI, wo die Kreativität keine Grenzen kennt – aber Vorsicht: Diese Freiheit hat ihren Preis.
Von Pinseln zu Pixeln: Wie KI unsere Kunstwerkzeuge erweitert
Als wir begannen, Hilfe, ich bin ein Mensch! zu konzipieren, war mir schnell klar, dass ich neue Wege ausprobieren wollte. Generative künstliche Intelligenz, in Form von Midjourney und Photoshop Firefly, wurde zu einem experimentellen Bestandteil meines kreativen Prozesses. Doch wie genau habe ich diese Werkzeuge eingesetzt?
Für die Hintergründe der Doppelseiten habe ich eine Mischung aus verschiedenen Techniken verwendet. Zunächst entstanden klassische Bleistift-Skizzen und “Moodboards” zu den unterschiedlichen Kapiteln und Exkursen. Diese scannte ich ein und verwendete sie als Vorlagen für Entwürfe auf dem iPad (Procreate). Meine digitalen Pinsel nutzte ich, um die Entwürfe in unterschiedlichen Kunststilen und mit verschiedenen Medien umzusetzen. Die Ergebnisse kombinierte ich dann mit Grafiken, die in Midjourney auf Basis der hochgeladenen Zeichnungen generiert wurden. (Midjourney umfasst verschiedene KI-Tools, die es mir ermöglichten, visuelle Elemente und Stile zu erschaffen, die sonst schwer realisierbar gewesen wären.) Um eine für den Buchdruck ausreichend hohe Auflösung zu erhalten, nutze ich Tools wie Gigapixel. Schließlich fügte ich die einzelnen Elemente in Photoshop Firefly zusammen, wo sie zu beeindruckenden Collagen verschmolzen, die die Grundlage für die einzelnen Szenen und Hintergründe bildeten.
Diese Hintergründe dienten als Leinwand für den nächsten Schritt: Das Einfügen der Figuren, die mit traditionellen und digitalen Methoden gezeichnet wurden. Danach folgte der Mittelgrund, der die Szenen zusätzlich strukturierte. Abschließend fügte ich die Texte, Zitate und Sprechblasen hinzu, die das narrative Element der Comics mit dem Sachbuchtext verbinden. Auf diese Weise entstand ein hybrides Kunstwerk, das sowohl klassische als auch moderne Techniken vereint und die Grenzen dessen, was visuell möglich ist, erweitert.
Kreativität aus der Maschine? Wenn der Pinsel zum Roboter wird
Aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Was passiert, wenn Maschinen unsere künstlerischen Aufgaben übernehmen? Ist das Ende der menschlichen Kreativität in Sicht? Diese Frage ist berechtigt, denn mit der Automatisierung kreativer Prozesse geht auch die Gefahr einher, dass menschliche Künstler an den Rand gedrängt werden. Wie viele von uns haben sich schon gefragt: Wird mein Job eines Tages von einer Maschine erledigt?
Zeichner in Gefahr? Die dunkle Seite der KI im kreativen Bereich
Für viele meiner Zeichnerkollegen ist die Bedrohung durch KI real und greifbar. Die Aussicht, dass Maschinen Aufträge übernehmen und Künstler durch Algorithmen ersetzt werden, sorgt für berechtigte Sorgen in der Branche. Was passiert, wenn Kunden beginnen, statt auf menschliche Kreativität auf billigere und schnellere KI-Lösungen zu setzen? Diese Entwicklung könnte nicht nur zu einem Rückgang der Aufträge, sondern auch zu einem massiven Verlust an Arbeitsplätzen führen.
Doch diese Zukunft ist noch nicht in Stein gemeißelt. Es liegt an uns, die Vorteile der KI zu nutzen, ohne die menschliche Kreativität zu opfern. Es geht darum, die Maschinen als Ergänzung und nicht als Ersatz zu betrachten. So kann KI dabei helfen, repetitive Aufgaben zu übernehmen und Raum für das zu schaffen, was nur Menschen leisten können: Emotionen, Nuancen und die unverwechselbare Handschrift, die Kunst zu etwas Einzigartigem macht.
Zwischen Utopie und Dystopie: Die schmale Gratwanderung der KI-Nutzung
Wie so oft im Leben, ist es eine Frage des Maßes. KI kann ein mächtiges Werkzeug sein, das unsere Arbeit bereichert – wenn wir sie richtig einsetzen. Aber sie kann auch zur Gefahr werden, wenn wir sie unkritisch anwenden oder ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt und die Gesellschaft ignorieren. Der Schlüssel liegt darin, einen Weg zu finden, der beides berücksichtigt: die kreativen Chancen und die ethischen Herausforderungen.
Für uns war es wichtig, die KI nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung unserer eigenen Fähigkeiten zu sehen. Wir haben uns bemüht, das Beste aus beiden Welten zu verbinden und gleichzeitig die Risiken im Blick zu behalten. Unser Ziel war es, ein Werk zu schaffen, das nicht nur technisch beeindruckt, sondern auch menschlich berührt.
Das Ende des Künstlers? Oder nur ein neuer Anfang?
Letztendlich bleibt eine entscheidende Frage: Wird KI den Künstler ersetzen? Wir glauben nicht. Vielmehr sehen wir in ihr ein Werkzeug, das die Möglichkeiten der Kunst erweitert, aber niemals die menschliche Kreativität ersetzen kann. Die Essenz der Kunst – das Unvorhersehbare, das Emotionale, das Tiefgründige – bleibt uns vorbehalten. Es liegt an uns, diese Werkzeuge klug zu nutzen und sie in den Dienst unserer Ideen zu stellen.
Schlusswort: Protopia und die Kunst der Zukunft
Während die Diskussion über die Rolle der KI in der Kunst noch lange nicht abgeschlossen ist, haben wir einen ersten Schritt in diese neue Welt gewagt. Wir hoffen, dass unser Werk ein Beispiel dafür ist, wie Mensch und Maschine gemeinsam etwas Einzigartiges schaffen können – in einem Protopia, das besser, aber niemals perfekt ist. Denn am Ende des Tages sind es nicht die Maschinen, die die Kunst machen – es sind wir. 😉